Scherben bringen Glück

Besuch auf der Leuchtenburg

Habt ihr schon einmal absichtlich einen Teller zerschmettert? Mir passiert das höchstens aus Versehen und dann trauere ich um mein schönes Geschirr. Beim Besuch der Leuchtenburg habe ich genau das gemacht: Ich habe mit Absicht Porzellan zerschellen lassen. Aber auf dem Weg dorthin habe ich noch mehr Kurioses erlebt und gesehen…

Da steht sie nun, auf einem Bergwipfel. Nicht umsonst trägt sie den klangvollen Beinamen "Königin des Saaletals". Majestätisch blickt sie über das mediterran anmutende Saaletal. Ich nun auch, denn ich werfe einen Blick über die Burgmauern. Doch das wird nicht die schönste Aussicht hier oben bleiben.

Die Facetten des Porzellans

Die Leuchtenburg beherbergt die Ausstellung „Porzellanwelten“. In sieben Welten gehe ich auf eine Zeitreise durch die Porzellangeschichte. So reise ich in ferne Länder und lerne von den Anfängen des weißen Goldes oder experimentiere in einer Alchimistenküche. Hier versuche ich, die richtige Zusammenstellung von Porzellan zu kreieren. Ich will nicht zu viel verraten, da ich euch ungern den Spaß beim eigenen Besuch nehme...

Groß und Klein stehen sich gegenüber 

… aber in der Ausstellung stehen zwei Superlative direkt nebeneinander. Vor mir ragt eine Vase in die Höhe. Auf meinen Kaffeetisch passt sie trotz Altbau mit hohen Wänden leider nicht – acht Meter ist sie hoch und darf sich derzeit die größte Vase der Welt nennen.

Magische Porzellanmomente ©Stiftung Leuchtenburg

Mein Blick fällt auf einen Glaskasten an der Wand. Ah, das hier passt schon eher auf meinen Esstisch. Auf einer durchsichtigen Halterung steht eine klitzekleine Kanne. Sie ist die kleinste jemals hergestellte Porzellankanne mit 4 x 4 x 3 Millimetern. Fun fact: Sie funktioniert wirklich. Aber wie oft müsste ich darin Tee ansetzen, dass die Gäste an meiner Tafel nicht verdursten?

Unsichtbare Wünsche auf einem Teller

Das Highlight meines Besuches eröffnet sich am Ende der Ausstellung – im Archiv der Wünsche. Ich betrete einen schwarzen Raum. Nach und nach bilden sich Worte um mich herum. Sie formen sich zu Wünschen. Plötzlich zerschlägt Porzellan und sie verschwinden wieder.

Hier stehen auch die Teller, die bald fliegen lernen. Ich nehme einen und schreibe mit einem Stift meinen Wunsch darauf. Die Tinte verblasst im Tageslicht wieder. So trete ich mit unsichtbaren Buchstaben nach draußen auf den Steg der Wünsche. Der Steg ragt 20 Meter über die Burgmauer hinaus und schwebt über dem Saaletal. Ganz schwindelfrei bin ich nicht. Aber hier ist nun der Ausblick, der die Aussicht vom Anfang meines Besuches um Längen schlägt. Mutig trete ich bis zum Ende und werfe mein Porzellan. Ich sehe dabei zu, wie es in die Tiefe segelt und zerschellt. Aufregend. 

Scherben bringen mir hoffentlich Glück. ©Guido Werner, TTG

Allerdings habe ich völlig vergessen, noch einmal an meinen Wunsch zu denken… Ups, muss ich noch einmal wiederkommen. Ich habe gehört, dass der Weihnachtsmarkt auf der Burg bezaubernd sein soll. Da habe ich doch gleich meinen Anlass gefunden.

 

Titelbild:©Daniel Suppe, Stiftung Leuchtenburg